Plötzlich verwirrt im Krankenhaus: EvKB weitet Delirprävention aus

Sie wissen plötzlich nicht mehr, wo sie sind oder was mit ihnen geschieht – wenn ältere Menschen ins Krankenhaus müssen, können sie in einen Zustand der akuten Verwirrtheit geraten. Im Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB) soll das mit dem Programm help+ verhindert werden. Seit kurzem nun auch auf den Stationen der Universitätsklinik für Neurochirurgie.


„Für Betroffene ist ein Delir eine Erfahrung, die stark verunsichert“, sagt Angela Nikelski, Programmleitung help+. Nicht nur deshalb ist dieser Zustand, der von Tagen bis zu Wochen anhalten kann, ernst zu nehmen. Angela Nikelski: „Ein Delir kann in manchen Fällen eine Entwicklung bis zur Demenz befördern.“

Damit es gar nicht erst soweit kommt, werden Patientinnen und Patienten über 70 Jahre einem Delirscreening unterzogen. Besteht für sie ein Risiko, werden sie in das Präventions- und Therapieprogramm help+ aufgenommen, welches bereits 2012 im EvKB eingeführt wurde. Damit war das Betheler Haus Vorreiter in Deutschland. „Unser Programm ist fest etabliert und wir haben viel Expertise im Team“, sagt Katja Rosenthal-Schleicher, Pflegerische Fachbereichsleitung Neuro. Aktuell wird das Programm in den Universitätskliniken für Unfallchirurgie und Orthopädie sowie Neurologie, der Klinik für Kardiologie und nun auch in der Universitätsklinik für Neurochirurgie unter Univ.-Prof. Dr. med. Matthias Simon angeboten. „Wir begrüßen es, dass die Patientinnen und Patienten auf den Stationen der Neurochirurgie nun auch von der Delirprävention durch das Programm help+ profitieren“, sagt Prof. Simon.

In help+ arbeiten Pflegefachpersonen und Expertinnen weiterer Disziplinen zusammen. Unterstützt werden sie durch junge Leute, die ein Freiwilliges Soziales Jahr (Betheljahr) machen. Sie werden für ihre Aufgabe speziell geschult und besuchen die Patientinnen und Patienten mit Delirrisiko zwei Mal täglich an sieben Tagen die Woche. Dann stehen nicht nur Gespräche, sondern unter anderem auch Bewegungs- und Kognitionsübungen auf dem Programm. Ziel: die Aktivierung von Alltagsfähigkeiten und eine bessere Orientierung. Diese einfachen Maßnahmen reichen häufig schon aus, um das Delir zu verhindern. „Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die sogenannte multimodale Delirprävention, wie wir sie betreiben, wirksam ist. Das Auftreten eines Delirs wird dadurch nachweislich reduziert“, sagt Dr. med. Stefan Kreisel, ärztlicher Leiter der Gerontopsychiatrie. Und wie reagieren die Patientinnen und Patienten? Angela Nikelski: „Sie finden das Angebot gut und sind froh über die Begleitung durch uns.“

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Programm help+ Das Delir vermeiden
Universitätsklinik für Neurochirurgie am EvKB

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help+ Das Delir vermeiden

„Zu Hause ist mein Angehöriger ganz anders!"

Diesen Satz hören wir in unserem Klinikalltag immer wieder. Während eines Krankenhausaufenthalts kann es vorkommen, dass insbesondere ältere Patientinnen und Patienten plötzlich verwirrt sind und ein auffälliges oder ungewöhnliches Verhalten zeigen. In der Fachsprache wird dieser Verwirrtheitszustand Delir genannt. Früher als „Durchgangssyndrom“ verharmlost, ist heute klar, dass ein Delir eine schwerwiegende Komplikation während des Krankenhausaufenthalts darstellt und viele Risiken birgt. Gleichzeitig gibt es Möglichkeiten, das Delir von vornherein zu verhindern. Dafür setzen wir am Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB) seit 2012 erfolgreich das Programm help+ ein.

Freiwilligenarbeit

Unsere Freiwilligen sind ein unverzichtbarer Teil des help+ Programms und leisten einen wichtigen Beitrag zur Erkennung und Vermeidung des Delirs. Sie führen keine pflegerischen Tätigkeiten durch, sondern unterstützen die Patientinnen und Patienten ganz individuell durch unterschiedliche Interventionen.

Plusbesuch: Orientierung geben

Durch tägliche Besuche und die (mündliche und schriftliche) Erinnerung an Wochentag, Datum und Ort werden die Patientinnen und Patienten in ihrer Orientierung unterstützt. Zudem erinnern die Freiwilligen an Sehhilfen und Hörgeräte und daran, ausreichend zu trinken.

Aktivbesuch: Kognitive Stimulation und kognitives Training

Das Ziel besteht darin, die geistigen Fähigkeiten der Patientinnen und Patienten zu erhalten und zu fördern. Zu diesem Zweck werden verschiedene Kommunikations- und Gesprächsangebote gemacht. Mit Hilfe von unterschiedlichen Materialien führen die Freiwilligen auch gezielt geistige Aktivierungen durch (Zeitunglesen, Gesellschaftsspiele, Rätsel etc.). Die jeweiligen Übungen werden in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden angeboten.

Mahlzeitenbegleitung: Unterstützung bei den Mahlzeiten

Unzureichendes Essen oder Trinken kann die Entstehung eines Delirs begünstigen. Bestehen bei Patientinnen und Patienten diese Risiken, bieten die Freiwilligen Unterstützung an. Sie bereiten das Essen bei Bedarf vor, öffnen z.B. Joghurtdeckel oder schneiden das Essen klein, zum Essen und Trinken und setzen sich auf Wunsch dazu. Die Einnahme des Essens übernehmen die älteren Menschen selbst. Auf diese Weise kann ihre Selbstständigkeit erhalten und gefördert werden.

Fitbesuch: Bewegung und Mobilität

Das Ziel des Fitbesuchs ist die körperliche Aktivierung zum Erhalt und zur Förderung der Mobilität und Eigenständigkeit. Um die Mobilität zu erhalten und das Delirrisiko zu senken, werden beispielsweise gemeinsame Spaziergänge über den Stationsflur, zur Cafeteria oder im Außenbereich des Krankenhauses sowie Bewegungsübungen im Sitzen und Liegen angeboten.

Die Freiwilligen sind Teilnehmende im Freiwilligen Sozialen Jahr („Betheljahr“) oder des Bundesfreiwilligendienstes. Auch Ehrenamtliche sind im Team herzlich willkommen. Sie werden für ihre Aufgaben in help+ umfassend eingearbeitet und geschult. Um sie auf ihren Einsatz im Krankenhaus und auf ihre Arbeit mit älteren Menschen vorzubereiten, nehmen sie an zahlreichen Schulungen teil (z.B. medizinische Schulungen, Seminare zu altersspezifischen Themen, Hygienefortbildungen). Sie tauschen sich täglich mit den Expertinnen des help+ Teams aus und werden von einer Praxisanleitung begleitet. 

Wollen Sie sich engagieren?

Unsere Ansprechpartnerinnen freuen sich über Ihren Anruf oder Ihre E-Mail.

Annika Maybaum

Diplom-Sozialpädagogin
Screening, Freiwilligenarbeit (FSJ)


Tel: 0521 772-79398

Tel: 0521 772-79398

annika.maybaum@evkb.de

Julia Bringemeier

Diplom-Gerontologin
Screening, Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit, Begleitung Externe (z.B. Hospitationen/Praktika)


Tel: 0521 772-79398

Tel: 0521 772-79398

julia.bringemeier@evkb.de

Kontakt

Evangelisches Klinikum Bethel
help+ Programm
Haus Burgblick
Bethesdaweg 10
33617 Bielefeld
Tel. 0521 772-79398 und -79399

Audio

WDR 5: Das psychologische Radio
Delir – Operation gelungen, Patient verwirrt

Ausgezeichnet durch das Land NRW

Unsere Auszeichnungen

Qualitätssiegel MRSA

Für ihre Maßnahmen gegen die Verbreitung multiresistenter Erreger (MRE) sind das Evangelische Klinikum Bethel (EvKB) und das Krankenhaus Mara vom MRE-Netzwerk Nordwest mit dem Qualitätssiegel MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) ausgezeichnet worden. Das Siegel wird nur an Krankenhäuser vergeben, die in 10 verschiedenen Qualitätszielen zur Verhinderung der Verbreitung von MRSA punkten.

Aktion Saubere Hände Gold

Mit dem Gold-Zertifikat für die Jahre 2022 und 2023 hat das Evangelische Klinikum Bethel die höchste Auszeichnung der "Aktion saubere Hände" für Maßnahmen zur Krankenhaushygiene erhalten.

https://www.aktion-sauberehaende.de/ash/ash/ _blank

Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V.

Das Evangelische Klinikum Bethel ist Mitglied im Aktionsbündnis Patientensicherheit, um unseren Patienten eine größtmögliche Sicherheit bei ihrer Behandlung zukommen zu lassen.

http://www.aps-ev.de/

Verstetigung Hygiene

Das Evangelische Klinikum Bethel wurde mit dem Siegel "Qualität und Transparenz" durch die Interreg Deutschland Nederland ausgezeichnet.

https://www.deutschland-nederland.eu/ _blank